Persönliche Schutzausrüstung wichtiger Hygienefaktor
Das Interesse an der neunten Ausgabe des Infektiologie- und Hygieneforums des Landeskrankenhauses (LKH) war groß - das Tagungszentrum der Rheinhessen-Fachklinik Alzey (RFK) ausgebucht. Juliane Pett, Leitung Kompetenzstelle Hygiene und Organisatorin des Symposiums, hatte für spannende Vorträge von namhaften Referentinnen und Referenten gesorgt, die ein breites Spektrum dieses ebenso wichtigen wie spannenden Fachbereichs abdeckten.
Landesmateriallager für künftige Pandemien
LKH-Geschäftsführer Dr. Alexander Wilhelm berichtete den Fachleuten vom neuen Landesmateriallager, das derzeit auf dem Gelände der Rhein-Mosel-Fachklinik in Andernach entsteht. Mit diesem Vorhaben soll Materialknappheit bei künftigen Pandemien vorgebeugt werden – das Land habe aus der Corona-Pandemie gelernt. Nach der voraussichtlichen Fertigstellung im kommenden Jahr werden bezugsberechtigte Einrichtungen im Notfall beliefert. Dennoch, mahnte Wilhelm, müssen Einrichtungen auf eine eigene Versorgung achten.
„Hygiene ist bei uns Chefsache“, versicherte Dr. Christof Keller, Chefarzt der Neurologie und neurologischen Frührehabilitation sowie stellvertretender Ärztlicher Direktor der RFK. In seinem Fachbereich kommen Patientinnen und Patienten aus unterschiedlichsten Einrichtungen zusammen. Hygiene sei deshalb „umso wichtiger“.
Hygiene heißt Prävention
Dr. Georg-Christian Zinn, Ärztlicher Direktor am Zentrum für Hygiene und Infektionsprävention Bioscientia Ingelheim, referierte über das Thema „Compliance in der Hygiene“. Er sprach sich dafür aus, die Vorteile der Hygieneregeln in den Einrichtungen für alle sichtbar zu machen, dafür zu sorgen, dass sie klar definiert und allen bekannt sind. Man sollte positive Verstärker finden, die Mitarbeitenden einbinden und nicht mit Angst oder Drohung arbeiten – stattdessen „freundlich aber hartnäckig“ für eine Einhaltung der Regeln eintreten.
„Wir leben auf hygienischen Inseln und sind bislang gut geschützt“, sagte Dr. Wolfgang Kohnen, kommissarischer Leiter der Abteilung für Hygiene und Infektionsprävention der Unimedizin Mainz, der sich mit der Verbreitung von Erregern über das Wasser befasste. Wasser, sagte er, ist eines der gefährlichsten Übertragungsmittel bei der Ausbreitung von Krankheitserregern oder Schadstoffen. Daher gilt ihm besonderes Augenmerk der Hygiene. Im Notfall sollten Armaturen gewechselt und Leitungen zurückgebaut werden. „Hygiene heißt Prävention.“
Prof. Dr. Alexandra Heininger, Leiterin der Krankenhaushygiene der Universitätsmedizin Mannheim, referierte zum Thema „Parenteralia“, sterile Zubereitungen zur Injektion, Infusion oder Implantation in den Körper und bewies, wie sehr auch in diesem Bereich auf Hygiene geachtet werden muss. Immerhin ist durch neue Technik das Infektionsrisiko bei parenteraler Ernährung „deutlich niedriger“.
Phagen gegen multiresistente Erreger
„Willst du in die Ferne schweifen“ … solltest du geschützt sein. Dr. Elham Khatamzas, stellvertretende Leiterin der Infektions- und Tropenmedizin am Universitätsklinikum Heidelberg, beschäftigt sich mit dem Infektionsrisiko bei Fernreisen. Sie wusste von Beispielen zu berichten, die unbedarfte Touristen mit sehr schlimmen gesundheitlichen Folgen nach Hause kommen ließen.
Dr. Johannes Wittmann, Mikrobiologe am Leibniz-Institut DSMZ Braunschweig, berichtete von der Phagentherapie und der Hoffnung im Kampf gegen multiresistente Erreger. Dr. Georg-Christian Zinn sprang für die verhinderte Dr. Svenja Liebler ein und referierte über Schädlinge. Trotz umfangreicher baulicher Vorsorgemaßnahmen bieten humane Behausungen ideale Behausungen für Schädlinge. Er unterschied zwischen Material-, Vorrats- und Hygieneschädlingen. Sogenannte Lästlinge sind entsprechend des Namens lästig, aber immerhin ungefährlich. Mäuse und Ratten gibt es „relativ häufig in Krankenhäusern. Da muss man wirklich aufpassen.“ Mücken und Fliegen gibt es dort, wo sie nicht hinsollen. Schaben sind nicht nur ekelig. Tauben sind „wirklich ein medizinisches Problem“. Also sollten Einrichtungen regelmäßig ein Schädlingsmonitoring durchführen, „nicht erst, wenn man Schädlinge sieht“. Zur effektiven Bekämpfung sollten Fachleute beauftragt werden.
Falsch getragene Handschuhe „fürchterliche Fehlentwicklung“
PD Dr. Christian Brandt, Leiter der Sektion Krankenhaus- und Umwelthygiene am Universitätsklinikum Heidelberg, sprach zur persönlichen Schutzausrüstung. Er plädierte für kurzärmelige Kittel („bare below the elbow“). Dafür, dass FFP2-Masken im klinischen Setting dem Mund-Nasen-Schutz überlegen sind, gebe es keine Evidenz, sagte er. Zum Eigenschutz taugen FFP2-Masken besser – wenn sie richtig getragen werden.
Handschuhe werden in Kliniken „oft falsch getragen“, so Dr. Brandt. Das sei eine „ganz fürchterliche Fehlentwicklung“. Handschuhe dort zu tragen, wo kein Anlass besteht, biete eine „potenzielle Patientengefährdung“, eine „trügerische Sicherheit“, zudem können durch zu langes Tragen Hauterkrankungen entstehen.