Zur zweiten „Landeskrankenhaus CAREvention“ hatten die veranstaltenden Pflegedirektionen nach Alzey geladen. Die Tagung beschäftigte sich mit dem für den gesamten Gesundheitssektor so wichtigen Thema Advanced Practice Nursing (APN).
Diesmal war der Call for Abstracts, also die Aufforderung zum aktiven Mitwirken an der wissenschaftlichen Veranstaltung, auch für externe Kolleginnen und Kollegen geöffnet und entsprechend vielfältig – die Referentinnen und Referenten kamen aus verschiedenen Bundesländern sowie aus der Schweiz.
Rolle der Pflege muss „aktiv gestärkt werden“
Dr. Alexander Wilhelm, Geschäftsführer des Landeskrankenhauses, der die Schirmherrschaft für die Veranstaltung übernommen hatte, begrüßte die akademisch ausgebildeten Pflegefachpersonen. „Wir erleben seit einiger Zeit, wie ein Riese aus dem Schlaf erwacht“, sagte er. Das Pflegekompetenzgesetz wurde im vergangenen Dezember vom Bundeskabinett verabschiedet und war Mitte Februar im Bundesrat. Darin wird unter anderem vom Pflegeberuf als „ein Heilberuf mit eigenen beruflichen Kompetenzen“ gesprochen. Diese Kompetenzen sollten „für die Versorgung stärker als bislang“ genutzt werden. Es geht also um eine „Stärkung der Profession“, so Dr. Wilhelm; auch im Koalitionspapier der nächsten Regierung gebe es „erste Ansätze“.
Die Bedeutung der Pflege, die immerhin zwei Drittel der Beschäftigten im Gesundheitswesen ausmacht, müsse „aktiv gestärkt werden“, unterstrich Isabella Müller, Pflegedirektorin der Rheinhessen-Fachklinik Alzey. Und die Pflege sei bereit, einen noch größeren Beitrag zu leisten. Nur so könne sichergestellt werden, dass das Gesundheitswesen leistungsfähig bleibe. Yvonne Brachtendorf, Pflegedirektorin der Rhein-Mosel-Fachklinik Andernach, begrüßte den Referentenentwurf zum Pflegekompetenzgesetz „ausdrücklich“. Allerdings seien viele Rahmenbedingungen noch nicht flächendeckend angepasst; Delegation etwa sei „nach wie vor ein Hemmschuh für eigenverantwortliches Handeln“.
„Schlüsselstrategie zur Verbesserung der Versorgungsqualität“
Der „APN-Kongress für die Zukunft“ bot sehr viel für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Zunächst gab es drei Vorträge, die einen spannenden Einblick in die Arbeit von Advanced Practice Nurses gaben. Sabrina Laimbacher (Berner Fachhochschule) fragte: „Wer arbeitet in der Praxis, wenn wir zunehmend Akademiker haben müssen?“ Sie untersuchte die APN-Rollenentwicklung in der Psychiatrie, fand Spannungsfelder und gab Empfehlungen, wie aufkommende Probleme zu lösen sind.
Philipp Strad und Juliane Spank (Klinikum der Landeshauptstadt Stuttgart) berichteten über die Implementierung und Rollenentwicklung von APN und das Zusammenspiel aus Wissenschaft und Management. Sie konnten eindrücklich aufzeigen, was es braucht, um APN in einer tragenden Rolle zu etablieren. Zunächst wusste „keiner was mit mir anzufangen“ nach ihrem Studium, berichtete Juliane Spank. Die Herausforderungen bestanden darin, erst einmal ein gemeinsames Verständnis herzustellen und das mögliche interprofessionelle Spanungsfeld zu beleuchten. Das ist offensichtlich erfolgreich gelungen. Als „Schlüsselstrategie zur Verbesserung der Versorgungsqualität ist die APN-Etablierung „ein wichtiger Punkt“, wissen beide.
Claudia Teodridis und Nicole Schüssler (beide Katholische Hochschule Mainz) referierten über ein konkretes Beispiel - über APN in der Primärversorgung von Menschen mit Morbus Parkinson. Alexander Heße zeigte auf, welche Schritte in der Versorgung bereits heute von akademischen Pflegefachpersonen ausgeführt werden können.
Breites Themenspektrum - zahlreiche Workshops und Impulsvorträge
Der Nachmittag der Tagung war voll mit Impulsvorträgen und Workshops, die ein sehr breites Spektrum zeigten, in denen Advanced Practice Nurses bereits Expertenwissen haben und arbeiten. Jetzt liegt es daran, wie die beiden gastgebenden Pflegedirektorinnen unterstrichen, die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit dies zu einer Selbstverständlichkeit wird und die Gesundheitsversorgung davon im breiten Maße profitiert. Wolfgang Pape